„Manila und Meer“ – Fotoausstellung im Literaturkaffeehaus
Taranta Babu zeigt ein ungeschminktes Gesicht der Philippinen.
Dortmund, 5. Oktober 2003 – Nach einer Nacht unter freiem Himmel auf einer Bastliege
beginnt das Morgengrauen. Die Fischer treffen mit ihrem Fang am Ufer ein und
werden von ihren Kindern und Frauen in Empfang genommen. Hier, in einem kleinen
Ort im Süden der größten philippinischen Insel Luzon, ließen
sich Simone Weyand und Hasan Demirci zu ihren Fotografien am Meer inspirieren.
Sie zeigen Alltag, wie er an 365 Tagen im Jahr vorkommt – das normale
Leben in einem kleinen philippinischen Fischerdorf.
Anders die Städte auf den Philippinen: Hier dominieren
Hektik, Verkehrslärm, Smog, und oftmals die Rush Hour.
Händler, Straßenarbeiter mit Gesichtsschutz und
eine Vielzahl von Fahrzeugen prägen das Stadtbild. |
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Während die beiden Fotografen Weyand und
Demirci mit einem sogenannten Jeepney reisten, einem umgebauten
US-Militärfahrzeug aus den fünfziger Jahren, fingen sie
die Atmosphäre der Straße ein: Es sind Blicke aus ihrem
Fahrzeug auf andere Fahrzeuge und ungewöhnliche, indirekte
Perspektiven wie zum Beispiel durch einen Straßenspiegel.
Momentaufnahmen lassen erahnen, dass es sich bei den Philippinen
um ein christianisiertes und katholisch geprägtes Land handelt.
Die Begegnungen mit Menschen sind ungestellt und authentisch: Für
die Straßenhändler gibt es wenig Gründe, zu lächeln – dafür
ist das Leben zu hart. Ein Kind schaut mit einem Auge aus einem
fahrenden Auto in die Kamera – es reagiert kaum.
Die Dortmunder Fotografen zeigen im Rahmen ihrer Ausstellung alles
andere als ein ostasiatisches Idyll, aber sie zeichnen auch kein
schonungsloses Bild der Philippinen. Das Bestechende der Arbeiten
ist ihre Normalität. Und das normale Leben auf den Philippinen
kann man dort am besten kennen lernen, wo Touristen Fremdkörper
sind. Zum Beispiel in einem rund 50 Kilometer von Manila entfernten
Wohngebiet namens Harmony Homes. Hier bauen Angehörige der zahlenmäßig
kleinen philippinischen Mittelschicht Prestigebauten mit Säulen
und kleinen Vorgärten. Direkt nebenan stehen verwaiste, halbfertige
Ruinen aus grauem Beton. Die harmonischen Häuser bedürfen übrigens
strenger Bewachung.
Text: Jörg Bredenbeck
Die Fotoausstellung „Manila und Meer“ ist noch bis zum 31.10.2003
im Literaturkaffeehaus Taranta Babu zu sehen. |